Herbert Reul, der Mann markiger Worte und das Law-and-Order-Feigenblatt der schwarz-grünen NRW-Regierung, ist auch bei uns in Ratingen kein Unbekannter. Vor Jahren hatte er als EU-Parlaments-Heimkehrer und frisch ernannter Innenminister im Kabinett Laschet über seine Pläne zur inneren Sicherheit vorgetragen. Damals, in Hösel, im Haus Oberschlesien. Auf meine Publikumsfrage, wann wir denn wohl endlich in unserem Ortsteil auf den privaten Sicherheitsdienst verzichten können, antwortete er nur mit Schulterzucken und die Zuhörer mit Gelächter. Die Höseler hatten den Witz verstanden.
Aber nun freut sich Herbert Reul. Die Anzahl der Geld-Automaten-Sprengungen in NRW ist statistisch rückläufig. Ein Erfolg polizeilicher Arbeit? Tatsächlich gibt es für die Banden meist marokkanischer Herkunft kaum noch geeignete Objekte. In Hösel haben Commerzbank und Deutsche Bank nach Sprengungen das Handtuch geworfen; die Stadtsparkasse hat ihre Geldautomaten in Breitscheid und auf der Bahnstraße vorsorglich selbst abgebaut. Andere Filialen wurden geschlossen oder haben auf Farbpatronen umgerüstet.
Es ist etwa so wie mit den alten Leuten, die spätabends aus Furcht vor Überfällen nicht mehr vor die Tür gegen. Wenn die Senioren auf solche Spaziergänge ganz verzichten, dann finden eben keine nächtlichen Überfälle auf diese Altersgruppe mehr statt. Findige Politiker werden uns dann diese Statistik als „Gewinn an Sicherheit“ verkaufen.
Aber jetzt hat sich Herbert Reul richtig geekelt. Nicht die AfD, sondern die FDP hatte nämlich eine aktuelle Stunde zum Mord von Bad Oeynhausen beantragt. Wie üblich in solchen Fällen, war der Täter der Polizei kein Unbekannter: „durch Gewalt-, Eigentums- und Betäubungsmitteldelikte aufgefallen“, so schrieb die Rheinische Post. Vorstrafen: Keine. Und dann zitiert ein AfD-Abgeordneter während der Debatte aus der Kriminalstatistik. Das findet der Herbert Reul nun aber richtig ekelig.
Werter Herr Reul, nicht die Benennung von Ross und Reiter sind ekelhaft. Ekel empfinden manche beim Anblick des Blutes von Opfern, die nach Messerstichen in Lunge, Herz und Leber blutigen Schaum husten, bevor röchelnd das Leben erlischt. Nicht jedermann Sache sind auch die Bilder eines nach Fußtritten geplatzten Schädels, aus dem die blutige Hirnmasse heraustritt. Aber besonders anwidernd und ekelhaft ist das gelangweilte Schulterzucken der Politiker, welche für die Zustände in diesem Land verantwortlich sind.