Der Chef der Ratinger Bürgerunion, einer kommunalen Wählervereinigung, möchte nicht als Bäcker bezeichnet werden. Ich war selbst Augen- und Ohrenzeuge, als er selbiges von sich gegeben hat. Er sei Konditor. Ich schaue nach in meinem bewährten Konversationslexikon:
Oha, also Zuckerbäcker! Offenbar hat aber ein Zuckerbäcker mit einem gewöhnlichen Bäcker soviel gemein wie ein Nilpferd oder ein Seepferdchen mit einem gewöhnlichen Gaul: Absolut nichts. Wieder was gelernt.
Aber bekommt die Bürgerunion was gebacken? Derzeit ist dieser Verein eher destruktiv unterwegs. Der Tiefgaragenneubau an den Wallhöfen wird im Bunde mit Rot-Grün populistisch sabotiert. Das schafft Aufmerksamkeit und man erhofft sich Vorteile für die anstehende Bürgermeisterwahl. Wen stört es, dass damit die bereits investierten Millionen in den Sand gesetzt sind?
Zugeben, die Bürgerunion hat es schwer. Die übrigen Parteien werden über ihr Image auf Landes- und Bundesebene wahrgenommen: Die Grünen als rigorose Verbotspartei, die aus Deutschland einen Nationalpark machen will in dem sich hauptsächlich Wölfe und Bären tummeln und die verbliebenen Einwohner statt mit dem PKW sich per Pedes oder mit dem Fahrrad fortbewegen. Die SPD als Partei des Sozialneids, der Umverteilung und, wie die Grünen, der andauernden Zuwanderung. Die FDP als Fürsprecher der Wirtschaft, der ökonomischen Vernunft und gelegentlich auch als Verteidiger von Resten des Rechtsstaates. Und die CDU hauptsächlich als die besorgten Bewahrer des Merkel’schen Erbes und Hüter der angestammten Pfründe. Mag sein, dass das überzeichnet ist. Aber es markiert die grundsätzlichen Positionen.
Die BU hingegen muss sich stets aufs Neue thematisch beweisen und erliegt damit einer andauernden Profilneurose. Hauptsache, irgendwie ins Gespräch kommen und damit in der Lokalpresse punkten. Das führt dann zu Kapriolen wie etwa der Ablehnung des städtischen Haushalts. Die BU hatte nämlich, wie auch die übrigen Ratinger Fraktionen, Wind davon bekommen, dass die städtischen Finanzen doch nicht so katastrophal sind wie ursprünglich befürchtet. Und sie versuchte postwendend, daraus politisches Kapital zu schlagen und sich vorpreschend auf Kosten der übrigen Parteien zu profilieren. Fairness geht anders. Das stieß den übrigen sauer auf. Eine geschlagene Viertelstunde lang wurde der BU-Bösewicht verbal vom Bürgermeister und den übrigen Fraktionen abgewatscht. Leider nur hinter verschlossenen Türen.
Die BU-Profilneurose richtete sich auch massiv gegen uns als die Alternative für Deutschland. Zwar trennt uns von dem Provinzgewächs „Bürgerunion“ kein grundsätzlicher politischer Dissens wie von Schwarz-Rot-Grün. Denn die Programmatik der AfD ist umfassend auf eine konservative Politik- und Wertewende in unserem Land gerichtet. Lokale Wählervereinigungen wie die BU sollten sich hingegen ohne politisches Lagerdenken um die konkreten Belange der Bürger vor Ort kümmern, soweit es der Rahmen der kommunalen Selbstverwaltung erlaubt. Das ist zunächst lobenswert. Der Chef der BU aber glaubt sich dadurch zusätzliche Meriten zu verdienen, indem er in oberlehrerhafter Tonlage besonders laut und kräftig gegen uns stänkert. Und zwar ohne irgendeinen Bezug zur Kommunalpolitik.
Wir können gespannt darauf sein, ob und wie die Bürger Ratingens das wechselhafte populistische Gebaren der BU bei der nächsten Wahl quittieren werden. (Bernd Ulrich)